Immer mehr Magen-Darm-Ausbrüche auf Kreuzfahrtschiffen – wie sich Reisende schützen

Der Horror aller Kreuzfahrttouristen: ein Magen-Darm-Ausbruch an Bord. Genau das passiert gerade auf dem deutschen TV-Schiff MS Artania. Das passt zum Trend, den auch Zahlen aus den USA zeigen. Warum es so oft Kreuzfahrtschiffe trifft und wie Sie sich schützen.
Leben tausende Passagiere während ihrer Reise auf engstem Raum zusammen, können sich Krankheitserreger wie das Norovirus rasend schnell ausbreiten. Gerade ist Magen-Darm-Alarm in Norwegen. Darüber berichtet unter anderem die „Bild“. 200 Passagiere der MS Artania sind erkrankt. Das TV-Kreuzfahrtschiff des deutschen Veranstalters Phoenix-Reisen ist aktuell auf dem Weg in den Norden des Landes.
Das Fernsehpublikum kennt die sogenannte „Grand Lady“ aus der Serie „Verrückt nach Meer“. Vom Meer sehen einige der Reisenden gerade vermutlich nicht so viel. Das 4-Sterne-Schiff legte am Dienstag in Brønnøysund in Norwegen ab. Zu diesem Zeitpunkt begannen bereits 50 Passagiere zu erkranken. Inzwischen soll die Zahl bereits auf rund 200 Kranke an Bord gestiegen sein.
Remi Solberg von der norwegischen Schiffsagentur ArcticGuide Service bestätigte die Situation. „Es stimmt, dass es an Bord eine Infektion gibt. Es handelt sich um das Norovirus, ein ansteckendes Magen-Darm-Virus.“
Die Ansteckung erfolgt fäkal-oral. Das bedeutet, die Viren werden über den Stuhl ausgeschieden und oral aufgenommen. Diesen Infektionsweg nennt man auch Schmierinfektion. Für ältere Menschen und Kinder kann die Infektion gefährlich werden, da sie mit einem hohen Flüssigkeitsverlust einhergeht.
Die Daten der CDC decken nicht alle Kreuzfahrten weltweit ab. Die amerikanische Behörde dokumentiert nur Fälle von Schiffen, die auf ihrer internationalen Route mindestens einen Hafen in den USA anfahren und mehr als 13 Passagiere befördern. Erst wenn sich mehr als drei Prozent der Passagiere und Crew-Mitglieder aufgrund einer Magen-Darm-Infektion beim medizinischen Personal an Bord gemeldet haben, taucht der Vorfall in der Statistik auf.
Die Bedingungen an Bord begünstigen die Ausbreitung von Magen-Darm-Erkrankungen. Viele Menschen befinden sich auf engem Raum, nutzen gemeinsam Buffets und Pools, berühren Türgriffe und Geländer. Es gibt in bestimmten Gemeinschaftsbereichen Toiletten, die alle Passagiere nutzen können. All das erhöht das Infektionsrisiko. Sobald ein Virus an Bord ist, verbreitet es sich oft schnell durch direkten Kontakt oder kontaminierte Oberflächen.
Besonders betroffen sind Schiffe, die eng befahrene Routen bedienen und häufig in Häfen mit hoher Passagierdichte anlegen. Experten führen den Anstieg auch auf die zunehmende Popularität von Kreuzfahrten zurück: Größere Schiffe mit Tausenden Gästen und Crew-Mitgliedern schaffen ideale Bedingungen für die Verbreitung von verschiedensten Krankheitserregern.
Die CDC empfehlen eine Reihe von Maßnahmen, um das Risiko einer Erkrankung zu minimieren – die meisten davon schützen Sie nicht nur auf einem Schiff vor einer Ansteckung:
- Regelmäßiges Händewaschen: Gründliches Waschen mit Wasser und Seife für mindestens 20 Sekunden, insbesondere nach dem Toilettengang und vor den Mahlzeiten, ist der beste Schutz gegen Noroviren.
- Desinfektionsmittel nutzen: Alkoholbasierte Handdesinfektionsmittel können ergänzend verwendet werden, sind aber weniger effektiv gegen Noroviren als Seife und Wasser.
- Hygieneregeln an Bord beachten: Nutzen Sie die vom Schiff bereitgestellten Desinfektionsstationen und achten Sie auf Aushänge mit Hygienetipps.
- Buffets mit Vorsicht genießen: Wählen Sie Speisen, die frisch zubereitet und heiß serviert werden. Vermeiden Sie rohe oder halbgare Lebensmittel wie Sushi, Austern oder Salate.
- Krankheiten melden: Informieren Sie das Bordpersonal sofort, wenn Sie sich krank fühlen. Frühzeitige Maßnahmen können die Ausbreitung des Virus eindämmen.
- Kontakt mit Kranken meiden: Vermeiden Sie engen Kontakt mit Personen, die Symptome wie Erbrechen oder Durchfall zeigen.
Sollten Sie trotz aller Vorsichtsmaßnahmen erkranken, bleiben Sie in Ihrer Kabine, um andere nicht anzustecken. Trinken Sie viel Wasser, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen, und suchen Sie bei schweren Symptomen wie hohem Fieber oder starkem Schwächegefühl den Schiffsarzt auf.
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