Grippeimpfung: Wer sollte sich impfen lassen? Und wann?

Schnupfen, Husten, Fieber – mit diesen Symptomen haben aktuell viele Menschen zu kämpfen. Denn in den kalten Monaten haben bekanntlich auch die Influenzaviren Hochsaison, die Verursacher der „echten“ Grippe.
Diese Viren sind nicht ungefährlich: „In einer besonders heftigen Grippesaison sterben Zigtausende Menschen an dieser Erkrankung“, warnt Markus Beier, Vorsitzender des Deutschen Hausärzteverbands. Er rät deshalb, sich gegen Grippe impfen zu lassen. Doch für wen kommen die Impfungen infrage? Und wie wirksam ist der Impfschutz?
Die Grippe ist eine Infektionskrankheit, die durch besagte Influenzaviren verursacht wird. Häufig auftretende Symptome sind hohes Fieber, schwere Kopf- und Gliederschmerzen, trockener Husten sowie Halsschmerzen. „Bei einem unkomplizierten Verlauf gehen die Beschwerden nach fünf bis sieben Tagen zurück”, erklärt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Der Krankheitsverlauf und die Stärke der Symptome können jedoch von Person zu Person stark variieren.
Dazu lassen sich keine genauen Vorhersagen treffen. Für gewöhnlich treten saisonale Grippewellen in Deutschland im Winterhalbjahr meist nach dem Jahreswechsel auf. Sie können in ihrer Schwere und Ausbreitung von Saison zu Saison variieren. Die Corona-Schutzmaßnahmen hatten in den vergangenen Wintern verhindert, dass sich Influenzaviren verstärkt ausbreiten konnten. Da diese immer weiter zurückgehen, kann sich das auch auf das Influenza-Geschehen auswirken.
Bisher ist in Deutschland noch keine hohe Grippeaktivität zu erkennen. Aber die Fallzahlen haben in den vergangenen Wochen deutlich zugenommen, wie das Robert Koch-Institut (RKI) in seinem aktuellen Wochenbericht zu akuten respiratorischen Erkrankungen festhält.
In der letzten Septemberwoche wurden von den Gesundheitsämtern 176 Infektionen mit Influenzaviren ans RKI übermittelt, die meisten davon gingen auf Influenza-A-Viren zurück. In 40 Fällen waren die Patientinnen und Patienten hospitalisiert.

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Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine Grippeschutzimpfung allen Bevölkerungsgruppen, die ein hohes Risiko für schwere Krankheitsverläufe haben. Zu diesen Risikogruppen gehören:
- alle Personen ab 60 Jahren
- Schwangere ab dem vierten Schwangerschaftsmonat (sind chronische Grunderkrankungen bekannt, dann bereits im ersten Schwangerschaftsdrittel)
- Personen mit chronischen Grunderkrankungen wie Herz- und Kreislaufkrankheiten, Diabetes oder Leber- und Nierenerkrankungen
- Bewohner von Alten- und Pflegeheimen
- medizinisches Personal und Personal in Pflegeeinrichtungen
- Kontaktpersonen von Risikopatienten
- Personen in Einrichtungen mit viel Publikumsverkehr (zum Beispiel Personal in öffentlichen Verkehrsmitteln)
Im Juli dieses Jahres hat die Stiko die Impfempfehlung für weitere Personengruppen erweitert. Hintergrund ist ein vermehrtes Auftreten der tierischen Influenzaviren H5Nx-Viren unter Geflügelarten und H5N1-Viren unter Säugetieren, primär Milchkühen und Schweinen in der Landwirtschaft. Daher sollten sich ebenfalls impfen lassen:
- Personen, die privat oder beruflich häufigen, regelmäßigen und direkten Kontakt zu möglicherweise infizierten Tieren haben (etwa Schweine, Geflügel, Wildvögel oder Robben) und in zum Beispiel Nutztierhaltungen, Zoos, Tierparks, Tierheimen, Auffangstationen, Tierarztpraxen und Schlachthöfen tätig sind
Das diene nicht primär dem Wohl eines Einzelnen, wie die Stiko erläutert, sondern solle das Risiko von Koinfektionen reduzieren. Denn das menschliche Influenzavirus könnte sich auch auf Schweine übertragen. Impfresistenzen sollen die Vermischung von tierischen und menschlichen Virusstämmen verhindern, die zu genetisch veränderten Influenza-Viren (Reassortanten) mit möglicherweise besserer Übertragbarkeit von Mensch zu Mensch führen könnten. Das soll der Entwicklung einer Influenza-Epidemie oder -Pandemie entgegenwirken.
Bei Impfungen ist es generell ratsam, frei von fieberhaften Infekten zu sein, um den Körper nicht zusätzlich zu belasten. Das gilt auch für die Grippeimpfung. Ist der Infekt überstanden, kann die Impfung nachgeholt werden.
Vorsichtig sein müssen auch Menschen, die allergisch auf Bestandteile des Impfstoffes wie Hühnereiweiße sind. Sie sollten vor der Impfung ihren Arzt beziehungsweise ihre Ärztin unbedingt darüber informieren.
Grundsätzlich empfiehlt die Stiko Kindern eine Grippeschutzimpfung nur, wenn diese unter chronischen Grunderkrankungen leiden. Sie erhalten dieselbe Dosis wie Erwachsene. Neben dem Totimpfstoff, der in den Oberarm injiziert wird, ist auch ein Lebendimpfstoff verfügbar. Dieser wird als Nasenspray verabreicht und kann alternativ bei Kindern und Jugendlichen im Alter von zwei bis 17 Jahren angewendet werden, die etwa unter Spritzenangst leiden.
Gesunde Kinder gegen Grippe zu impfen, empfiehlt die Stiko nicht. Bei ihnen verläuft eine Infektion mit Influenzaviren in der Regel ohne schwerwiegende Komplikationen. Dass die Stiko die Influenzaimpfung nur für bestimmte Personengruppen empfiehlt, bedeutet jedoch nicht, dass sie anderen davon abrät. „Bei Bedarf sollte geklärt werden, ob die Krankenkasse die Kosten übernimmt“, schreibt das RKI auf seiner Internetseite.
Gegen Grippe sollten sich Risikopersonen jedes Jahr impfen lassen, lautet die Empfehlung der Stiko, am besten im Herbst. Grund dafür ist die hohe Wandlungsfähigkeit der Influenzaviren. Von Jahr zu Jahr, aber auch innerhalb einer Saison können unterschiedliche Varianten der Erreger auftreten, gegen die vorherige Impfstoffe unter Umständen wirkungslos sind. Es reicht dabei allerdings aus, wenn sich Risikopersonen einmal in der Saison gegen Grippe impfen lassen.
Eine Grippeschutzimpfung kann von allen zugelassenen Ärztinnen und Ärzten durchgeführt werden. Anlaufstellen sind in erster Linie allgemeinmedizinische, internistische, kinder- und frauenärztliche Praxen.
Die Kosten einer Grippeschutzimpfung übernehmen in der Regel die gesetzlichen Krankenkassen für alle Versicherten, für die die Impfung empfohlen ist. Bei gesunden Menschen unter 60 Jahren, für die es keine Impfempfehlung gibt, kann die Krankenkasse gleichermaßen die Kosten erstatten. Das sollten Impfwillige bereits vor der Grippeimpfung abklären.
Auch Privatpatientinnen und -patienten müssen die Kosten nicht selbst tragen.
Wer sich gegen Grippe impfen lässt, ist danach nicht automatisch geschützt. Es dauert zwischen zehn und 14 Tagen, bis ein ausreichender Impfschutz aufgebaut ist. Empfohlen wird eine Grippeschutzimpfung im Oktober oder November. Sollte die Impfung in diesen Monaten versäumt werden, kann sie noch im späteren Verlauf der Influenzasaison nachgeholt werden. Die Hochzeit der Grippesaison ist meist nach dem Jahreswechsel.
Die Dauer der Immunität wird auf sechs bis zwölf Monate geschätzt. Deshalb wird innerhalb einer Saison keine Auffrischimpfung benötigt. Studien konnten zudem zeigen, dass wiederholte Impfungen besser vor schweren Verläufen schützen können.
Die Schutzwirkung kann von Saison zu Saison sehr unterschiedlich ausfallen. Sie hängt außerdem von der Zusammensetzung des Impfstoffes und der aktuell zirkulierenden Influenzavariante ab. „Bei einer sehr guten Übereinstimmung der vorkommenden Grippeviren mit dem Impfstoff wurde bei jungen Erwachsenen eine Schutzwirkung bis zu 80 Prozent beobachtet“, schreibt das BZgA.
Bei älteren Menschen kann die Grippeimpfung hingegen weniger zuverlässig wirken, da sie oft eine eingeschränkte Immunantwort haben. Um die Schutzwirkungen zu erhöhen, empfiehlt die Stiko inzwischen allen ab 60-Jährigen Hochdosis-Impfstoffe.
Keine Impfung bietet einen hundertprozentigen Schutz – auch die Grippeimpfung nicht. Das heißt, es kann auch nach der Impfung durchaus passieren, dass sich Geimpfte mit Influenzaviren infizieren und erkranken. Der Krankheitsverlauf ist dann aber meist milder.
Nein. Wer sich gegen Grippe impfen lässt, baut dadurch keinen Impfschutz vor dem Coronavirus auf. Eine Grippeschutzimpfung kann lediglich das Risiko einer Grippeerkrankung senken.
Aber es ist möglich, sich gegen Grippe und Covid-19 gleichzeitig impfen zu lassen. Das empfehlen Ärztinnen und Ärzte sogar. „Linker Arm Grippe, rechter Arm Corona“, sagte Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, der „Wams“ und der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.
„Der saisonale Influenzaimpfstoff ist in der Regel gut verträglich”, erklärt das RKI. Schwere und irreversible Nebenwirkungen seien sehr selten. Es könne jedoch – wie bei anderen Impfungen auch – vorübergehend zu leichten Schmerzen, Rötungen und Schwellungen an der Impfstelle kommen. Diese Beschwerden klingen für gewöhnlich jedoch nach wenigen Tagen folgenlos ab.
Es ist zudem nicht möglich, dass Totimpfstoffe wie bei der Influenzaimpfung Infektionen auslösen. Denn sie enthalten keine vermehrungsfähigen Viren, die krank machen könnten. Sprich, die Grippeimpfung verursacht keine Grippe.
Etwas anders sieht es beim Lebendimpfstoff für Kinder und Jugendliche aus, der als Nasenspray verabreicht wird. Bei ihm bestehe ein „wenn auch sehr geringes“ Risiko, Impfviren zu übertragen, zum Beispiel auf stark immungeschwächte Personen, so das BZgA. Deshalb werde er im Fall einer Immunschwäche nicht empfohlen.
RND/mit dpa
Wir haben diesen Artikel am 2. Oktober 2025 zuletzt umfassend aktualisiert.
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